Das Thema Ihrer Bachelor- oder Masterarbeit oder Dissertation ist gefunden. Nun geht es daran, den Titel Ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu formulieren. Wie gelingt es Ihnen, aus dem Thema (bzw. der Forschungsfrage, der Sie in Ihrer Arbeit nachgehen möchten) einen aussagekräftigen Titel zu formulieren? Hier gibt es einiges zu beachten.
Wie bereits in einem anderen Ratgeberartikel ausgeführt, entstand die Idee zum Thema Ihrer Arbeit aus einem persönlichen Interesse heraus: Angenommen, Sie studieren Pädagogik und sind in Ihrer Freizeit viel mit Ihrem Pudel unterwegs und nehmen auch regelmäßige Besuchsdienste in einem Altenheim wahr. Daher möchten Sie gern untersuchen, ob eine bestimmte Hunderasse, nämlich Pudel, besonders gut für den Einsatz im Rahmen der tiergestützten Pädagogik in einer Kita geeignet ist.
Wie können Sie nun den Titel einer wissenschaftlichen Arbeit formulieren? Der Titel sollte bestimmte Anforderungen erfüllen, die unmittelbar nachvollziehbar sind: Er sollte das gewählte Thema möglichst präzise wiedergeben, auch für Außenstehende verständlich sein; er sollte keine Ergebnisse vorwegnehmen und ohne Emotionen sowie sachlich-neutral formuliert sein. Zugleich sollte der Titel Interesse bei den Lesenden wecken – wobei dies für eine Bachelor- oder Masterarbeit nur eingeschränkt relevant ist, weil diese Arbeiten an der Hochschule oder Uni bleiben und meist nur von den Prüfern und Prüferinnen gelesen werden.
Die Anforderungen können unterteilt werden in inhaltliche Aspekte und Aspekte zur Formulierung. Das werde ich im Folgenden einzeln näher ausführen.
Inhaltliche Aspekte
Bei der Formulierung des Titels einer wissenschaftlichen Arbeit sollten Sie auf folgende inhaltlichen Aspekte achten (vgl. Ulmi 2017, 59–63):
- Klares Erkenntnisinteresse wiedergeben: Der Titel sollte genau ausdrücken, was Sie eigentlich in Ihrer Arbeit aufzeigen möchten. Ungünstig wäre zum Beispiel: Die tiergestützte Pädagogik in Kitas. Hier wird nicht klar, was Ihre Fragestellung ist, die Sie in der Arbeit untersuchen wollen. Unter diesem Titel können Sie die tiergestützte Pädagogik in Kitas nur überblicksartig beschreiben, zum Beispiel deren geschichtliche Entwicklung (doch selbst wenn Sie das vorhaben, sollten Sie dies explizit so benennen) oder Formen und Methoden. Was Sie genau vorhaben, sollte aber im Titel deutlich werden.
- Den Titel passgenau auf das Thema zuschneiden. Ihr Thema haben Sie (hoffentlich) gut eingegrenzt. Der Titel Ihrer Arbeit sollte dies genau wiedergeben. Abzuraten ist daher von einem sehr allgemeinen Titel wie: Wie wird die tiergestützte Pädagogik in Kindertagesstätten eingesetzt? Hier ist zwar immerhin die Forschungsfrage bzw. das Erkenntnisinteresse deutlicher erkennbar als im vorigen Beispiel, aber das Thema ist immer noch zu weit und im Rahmen einer Abschlussarbeit kaum zu bewältigen.
- Offene Fragestellung formulieren ohne Vorannahmen: Der Titel Ihrer Arbeit sollte ergebnisoffen formuliert sein und nicht schon bestimmte Voraussetzungen stellen. Nicht sinnvoll wäre ein Titel wie: Warum sind Pudel so toll für Kitas geeignet? und auch nicht: Voraussetzungen für den optimalen Einsatz von Pudeln im Rahmen der tiergestützten Pädagogik in Kitas. Denn dieser Titel bedeutet: Sie wollen in Ihrer Arbeit untersuchen, was beachtet werden muss, damit der Einsatz von Pudeln zum Erfolg wird. Damit setzen Sie aber voraus, dass Pudel dafür gut geeignet sind – und das vielleicht allein auf Basis Ihres Wunschdenkens, ohne dass es dafür Beweise in der Literatur gibt. Das ist eine nicht statthafte Vorannahme. Möglich wäre eine solche Untersuchung allerdings dann, wenn Sie bei Ihren Literaturrecherchen vorab herausgefunden haben, dass Pudel häufig in der tiergestützten Pädagogik in Kitas eingesetzt werden, und Sie daher Ihr Thema, um es trotzdem bearbeiten zu können, weiter konkretisieren.
- Klar, exakt und präzise formulieren: Eigentlich ist das eine Selbstverständlichkeit und gilt für alle Teile einer wissenschaftlichen Arbeit – in besonderem Maße aber für den Titel. Unschön wäre zum Beispiel: Inhalte, Bereiche und Vorgehensweisen zum Einsatz von Pudeln im Rahmen der tiergestützten Pädagogik in Kitas. Da wird sich nicht nur Ihr Hund, sondern auch Ihr Leser wie ein begossener Pudel vorkommen.
Wortwahl und Formulierung
Wie kann ich nun konkret den Titel einer wissenschaftlichen Arbeit formulieren? Dabei sollten Sie auf zweierlei achten:
(1) Satzbau des Titels: Sie können den Titel Ihrer wissenschaftlichen Arbeit als Frage, Aussagesatz oder in substantivierter Form formulieren. Dabei können Sie diese drei Formen auch kombinieren, falls Sie einen Titel und Untertitel verwenden (siehe unten).
a) Eine Frage im Titel zu verwenden ist naheliegend: So können Sie die Forschungsfrage, die Sie in der Arbeit beantworten wollen, direkt wiedergegeben, zum Beispiel: Inwieweit sind Pudel für die tiergestützte Pädagogik in Kitas geeignet? Eine solche Frage kann manchmal etwas umgangssprachlich oder wenig eloquent formuliert wirken. Das ist aber zweitrangig; Präzision der Formulierung und Ausrichtung an der Forschungsfrage gehen vor.
Salopper klingt es hier: Pudel in Kitas? Zur Eignung dieser Hunderasse für die tiergestützte Pädagogik. Der als Suggestivfrage formulierte Titel klingt interessant (und weckt sicherlich Interesse), wirkt aber etwas flapsig. Das wird jedoch durch den Untertitel wieder zurückgenommen. Generell sollten Sie sachlich-neutral formulieren, ohne Emotionen auszudrücken oder eine Wertung vorzunehmen.
b) Ein Aussagesatz wird als Titel für eine Abschlussarbeit nur selten verwendet; ich kann mich kaum erinnern, jemals eine Bachelor- oder Masterarbeit mit einem so formulierten Titel lektoriert zu haben. Eine Aussage wie: Pudel kommen immer häufiger in Kitas zum Einsatz eignet sich deshalb nicht so gut, weil sie nicht ergebnisoffen formuliert werden kann und auch kein Erkenntnisinteresse erkennen lässt. Daher kann ich eine Überschrift als Aussagesatz nicht empfehlen.
c) Am häufigsten wird eine substantivierte Form des Titels verwendet. Dies lässt sich auch für Ihre wissenschaftliche Arbeit gut einsetzen, zum Beispiel: Zur Eignung von Pudeln im Rahmen der tiergestützten Pädagogik in Kitas oder: Die tiergestützte Pädagogik in Kitas – Voraussetzungen und Möglichkeiten.
(2) Länge/Unterteilung: Sie können den Titel in einem einzigen Satz (oder einer Frage) unterbringen oder in Titel und Untertitel unterteilen, wobei Sie den Untertitel durch einen Doppelpunkt, Gedankenstrich oder Punkt vom Titel abgrenzen können.
a) In einem einzigen Satz können Sie den Titel Ihrer Arbeit wie folgt formulieren: Der Einsatz von Pudeln im Rahmen der tiergestützten Pädagogik in Kitas. Hier wird jedoch das Erkenntnisinteresse (siehe oben) etwas zu wenig deutlich: Wollen Sie beschreiben, dass Pudel in diesem Rahmen bereits eingesetzt werden (und zum Beispiel konkrete Beispiele dafür nennen)? Oder wollen Sie untersuchen, ob Pudel hierfür überhaupt geeignet sind? Dann wäre treffender: Inwieweit sind Pudel für die tiergestützte Pädagogik in Kitas geeignet?
b) Häufig verwendet wird die Möglichkeit, den Titel durch Doppelpunkt, Gedankenstrich oder einen Punkt zu strukturieren, also einen Untertitel zu bilden. Dabei können Sie entweder im ersten Teil des Titels die Spezifika Ihres Themas angeben und im zweiten Teil das allgemeine, übergeordnete Thema (Pudel in Kitas? Zur Eignung bestimmter Hunderassen für die tiergestützte Pädagogik) oder es umgekehrt machen (Tiergestützte Pädagogik in Kitas: zur Eignung der Hunderasse Pudel).
Tipp aus dem Lektorat
Auch wenn es banal klingt: Achten Sie darauf, dass das Thema der Arbeit richtig geschrieben ist, wenn Sie es beim Prüfungsamt einreichen! Denn der Wortlaut des Titels darf meist nicht mehr geändert werden. Was tun, wenn sich dort ein Rechtschreibfehler eingeschlichen hat?
Das erlebe ich gar nicht so selten. Einige falsche Schreibweisen schaffen es leider immer wieder auf die Titelblätter von wissenschaftlichen Arbeiten. Ein Beispiel ist die „Basel II-Verordnung“ (richtig wären zwei Bindestriche: „Basel-II-Verordnung“; Näheres dazu finden Sie in dem Ratgeberartikel „Zusammengesetzte Begriffe mit Bindestrich – und wenn ja, wie vielen?“). Diese Schreibweise werde ich im Text korrigieren (und in der separaten Dokumentation näher erläutern, warum ich dies getan habe und nach welcher Rechtschreibregel ich mich gerichtet habe). Wenn diese Schreibweise aber auch im Titel der Arbeit stehen sollte, lasse ich den Wortlaut auf dem Titelblatt unangetastet und weise Sie nur darauf hin. Sie können dann selbst entscheiden, wie Sie vorgehen: ob Sie den fehlenden Bindestrich noch ergänzen möchten oder nicht.
Literatur zum Thema
- Kornmeier, Martin (2016): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht für Bachelor, Master und Dissertation. 7. Auflage. Bern: Haupt (UTB Band 3154), vor allem 72–75.
- Ulmi, Marianne; Bürki, Gisela; Verhein, Annette; Marti, Madeleine (2017): Textdiagnose und Schreibberatung. 2. Auflage, Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich.
© Dr. Anette Nagel. Artikel erschienen im Februar 2019, zuletzt bearbeitet im April 2023.